Noch kann sich vor dem ehemaligen Haus "Nassen" an der Brückenstraße Ecke Hauptstraße der morsche Quittenbaum gegen den Verkehr behaupten. Die alte Schmiede im Hintergrund wird von dem Wohnhaus verdeckt.
Das Häuschen gehörte der Familie Nassen, die hier etwa bis zur Jahrhundertwende mit dem Schmiedehandwerk ihren Broterwerb sicherte. Manche wissen noch von der alten zweiteiligen Eingangstüre dieses Hauses zu berichten, die um 1936/40 in Waldbreitbach hier und dort noch vorhanden waren.
Die letzten "Nassen's", welche das Haus bewohnten, waren Caroline und Gretchen sowie Bruder Hermann Nassen, die nach ihrer Ausbildung aus beruflichen Gründen in das Elsaß und später nach Düsseldorf verzogen sind. Caroline war dort Lehrerin. In das Häuschen zogen Mieter ein, doch gelegentlich beanspruchten die Geschwister Nassen einige Räume als Feriendomizil.
Die Veröffentlichung des Bildes gibt Anlaß, über ein im wahrsten Sinne des Wortes "mißliches Ereignis" zu berichten, von dem vor über einhundert Jahren an dieser Ecke zwei Waldbreitbacher Schülerinnen unangenehm betroffen wurden. Gretchen, das Töchterlein eines örtlichen Schneidermeisters und die Müllerstochter Anna, beide 1884 in Waldbreitbach geboren, hatten den gleichen Weg zur zweiklassigen Schule. Standort der "Alten Schule", die 1838 erbaut wurde, war das Terrain des heutigen Platzes "am alten Kreuz". Nach dem Schulunterricht an dem fraglichen Tage um 1895 oder 1896 machten die beiden Mädchen sich auf den Heimweg. Just in dem Moment, als die Schülerinnen nichtsahnend an dem Haus "Nassen" vorübergehen, öffnet sich das kleine Fenster im Giebel und irgendwer entleerte mit gebührendem Schwung den vermutlich gut gefüllten Nachttopf auf die Straßengosse aus. Den Nachttopf so zu leeren war zu dieser Zeit auch in Waldbreitbach keine Seltenheit. Der "Zeipe Bach" besorgte vermutlich dann und wann die notwendige Spülung. In ihren adretten Kleidchen von dem fatalen Inhalt durchnäßt und nicht unerheblich bekleckert, blieb den "Armen" nichts anderes übrig, als beschleunigt den Weg zum Elternhaus einzuschlagen. Den jungen Damen blieb diese "exkrementale Bescherung an Nassen's Häuschen noch viele Jahre unvergessen. Gretchen erinnerte sich noch in ihren alten Tagen an das Malheur auf ihrem Schulweg. Wenn sie davon in der Nachbarschaft erzählte, merkte sie stets verschmitzt aber mit Nachdruck an, "datt ess uss zwei, demm Anna on mir passiert, ...onn enn demm Döppe woar och noch jet Festes drenn..." (Richard Schicker 1996)