Jünglingsverein & Kolpingsfamilie

Zur Geschichte des Jünglingsvereins und der Kolpingfamilie Waldbreitbach

Johann Hohn

Im Jahre 1877 – zur Zeit des Kulturkampfes – wurde auf Anregung von Pfarrer Heinrich Jakob Hermes hin ein Jünglingsverein „Sankt Joseph“ in der Pfarrei Waldbreitbach gegründet. Über den Zweck des Vereins gab § 2 der Statuten folgendermaßen Auskunft: „Der Jünglingsverein hat den Zweck, seine Mitglieder vor den Gefahren der Jugend zu bewahren und in religiöser und sozialer Hinsicht zu tüchtigen Männern heranzubilden“. Für den Advent, in der österlichen Zeit, im Monat Juni und im Allerseelenmonat bestand Pflicht zur Generalkommunion. Die Vereinstätigkeit vollzog sich hauptsächlich in regelmäßigen Vortragsabenden. Themen waren z.B. „Schäden durch häufiges Kartenspielen“ – „Freiheit, wie diese von Ungläubigen und Sozialdemokraten verstanden wird“ – Der heilige Joseph im Vergleich mit den Familienvätern von heute“. Am 1. Januar 1892 zählte der Verein 127 ordentliche Mitglieder (ledige Jungmänner) und 13 Ehrenmitglieder (verheiratete Männer), die aus allen Bereichen der Pfarrei stammten.

Unter Kaplan Friedrich Blott wurde 1929 die Umwandlung des Jünglingsvereins in einen Gesellenverein nach der Idee von Adolph Kolping beschlossen. Als neuer Gruß galt: „Gott segne das ehrbare Handwerk“. Die Vorsitzenden der bestehenden DJK-Sportgemeinschaften erhielten Sitz und Stimme im Vorstand. Anfang September 1930 – der Verein zählte etwa 80 Mitglieder aus Waldbreitbach und Hausen – gründete man ein vereinseigenes Trommlercorps. Daneben rief man einen Mandolinen-Club ins Leben. Ohne Reibereien ging freilich das Musizieren nicht ab, denn der Mandolinen-Club beschwerte sich einmal darüber, dass die Trommler bei einem Festzug zu laut gespielt hätten und deshalb seien die Mandolinenspieler nicht zu hören gewesen.

Das Jünglingshaus an der Wied war alt und baufällig geworden. Der Kirchenvorstand übereignete diese Immobilie dem strebsamen Kolpingverein unentgeltlich. In einer Mitgliederversammlung reifte der Plan zum Neubau eines Kolpinghauses. Insgesamt konnten während der Bauzeit 4 Monate lang 25 Arbeitslose, zum größten Teil Vereinsmitglieder, beschäftigt werden. Am 24. Juli 1932 wurde das Haus feierlich seiner Bestimmung übergeben.

Die Machtergreifung durch die Nazis im Jahre 1933 brachte dem Verein große Schwierigkeiten und mannigfache Schikanen. So wurde das an der großen Treppe am vorderen Bau gehisste Kolpingbanner wiederholt beschädigt und zuletzt am Fahnenmast verbrannt. Am 9. Dezember 1937 beschloss die Generalversammlung den Verkauf des Kolpinghauses an die katholische Kirchengemeinde. Als Gründe wurden angegeben, dass der Verein außerstande sei, seine Schulden für das Kolpinghaus zu bezahlen und dass er sich nicht in der Lage sehe, die Bausubstanz für die Zukunft zu erhalten. In Wirklichkeit aber sollte durch diesen notariellen Akt das Haus vor dem Zugriff der Nazis geschützt werden, da nach den Bestimmungen des Konkordates aus dem Jahre 1933 das Kirchenvermögen nicht angegriffen werden konnte.

Nach dem Weltkrieg gab es schon im Jahre 1945 Bestrebungen zur Wiederaufnahme der Vereinsarbeit, als einige Kolpingbrüder aus der Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt waren. Am 24. Juli 1948 erhielt Kaplan Schüller als Präses von der französischen Militärregierung in Neuwied die behördliche Genehmigung für das Weiterbestehen. Das Kolpinghaus war durch Kriegseinwirkung total beschädigt. Zunächst wurde in Eigenarbeit der Vorbau vom Schutt befreit und als einfache Versammlungsstätte hergerichtet. Nach weiterer erfolgreicher, freiwilliger und selbstloser Arbeit konnte am 11. Dezember 1949 die feierliche Einweihung des wiedererstellten Kolpinghauses Waldbreitbach erfolgen. Am 17.02.1958 beschloss der Kirchenvorstand den gesamten Wiederaufbau des Hauses nach Plänen des Kolpingsohnes Helmut Rams. Am 2. Weihnachtsfeiertag 1961 wurde frohe Einweihung gefeiert. Die Idee Adolph Kolpings lebt in der Pfarrei Waldbreitbach weiter.

Treu Kolping – Kolping treu!

Quelle: Abschrift aus 750 Jahre katholische Pfarrgemeinde „Maria Himmelfahrt“ Waldbreitbach, 1987)