Vor mehr als 80 Jahren (01.01.1925 Anm. der Redaktion) gingen in der Waldbreitbacher Erzgrube „Katzenschleife“ die Lichter aus. In der Zeit davor erlebte der Bergbau rund ums Wiedtal eine wahre Blütezeit. In zahlreichen Gruben förderten hart arbeitende Bergleute Bodenschätze zutage. Julius Dietz aus Waldbreitbach trug Fakten aus der Bergbau-Historie zusammen, um die Erinnerungen zu wahren.
Vor allem die im Boden zu findenden Metalle haben den Menschen von jeher unter die Erdoberfläche gelockt. Bergbau ist nicht umsonst ein Handwerk mit uralter Tradition. Auch im Westerwald gruben sich die Bergleute bereits vor etwa 400 Jahren Meter für Meter durchs Schiefergestein, um an „Schätze“ wie Silber, Kupfer, Eisenerz oder Blei zu gelangen. Zumindest die Recherchen des Waldbreitbachers Julius Dietz und die der bekannten Heimatforscher wie Dr. Albert Hardt, Peter Mertesacker oder Richard Schicker lassen diese Aussagen zu…..
Dietz ist obendrein mehr als 50 Jahre in der 1864 gegründeten St. Sebastianus Schützenbruderschaft aktiv. Die wiederum ist eng mit dem Bergbau in Waldbreitbach, den Gruben „Lück“ und „Katzenschleife“, verknüpft. Schließlich legten die Schützen Jahre lang quer über die Wied auf die vor der Grube Katzenschleife stehenden Scheiben an. Und heute steht auf historisch bedeutenden Grund, der Katzenschleife, nicht nur die Schützenhalle, sondern seit August 2004 auch ein Bildstock als Erinnerungsstätte. „Kaum einer wusste doch, dass dieser Platz früher für viele Menschen ein Ort harter Arbeit war“, sagt Julius Dietz rückblickend.
Wie es wirklich unter Tage zuging, kann man sich heute kaum mehr vorstellen. „Durch so manchen Stollen sind die Bergleute gebückt vorwärts gekrochen“, weiß der Hobbyhistoriker. „Das erzhaltige Gestein schleppten oder haspelten sie – ähnlich wie das System Seil, Eimer und Kurbel beim Brunnen – in großen Kübeln zu den Loren. Das war ein Knochenjob.“ Und gefährlich war er auch. Angesichts der Häufung von Unfällen schlug der damalige Berg- und Hüttenmeister Zeppenfeld vor, eine Kasse einzurichten. Aus dieser sollten bei Un- und Todesfällen die Betroffenen sowie Hinterbliebenen entschädigt werden. Heimatforscher Dr. Hardt äußerte die Ansicht, dass man mit dem Anlegen dieser Versorgung „dem Bismarck 100 Jahre voraus war“.
Der Verdienst war nicht üppig. In den 80er-Jahren des 19. Jahrhunderts bekam ein Hauer unter normalen Verhältnissen 2,20 bis drei Reichsmark in die Lohntüte, ein Fördermann 1,40 bis 1,80 Mark und ein Anschläger 1,60 bis zwei Mark pro Schicht. Der Lohn für jugendliche Arbeiter lag bei 0,80 bis 1,20 Mark. Arbeiter, die über Tage zwölf Stundenschichten ableisteten, verdienten 1,40 bis 2,40 Mark.
Die Grube Katzenschleife, aber auch die benachbarten Gruben im Bergrevier Wied standen für besonders eisenhaltiges Erz. Das bestätigten laut Chronisten der ehemalige Steiger und Sprengmeister Matthias Schneider aus Waldbreitbach oder auch der bereits erwähnte Berg- und Hüttenmeister Zeppenfeld. Julius Dietz ergänzt: „Hier vor Ort konnte man auf Grund der Güte des Rohstoffs auf Kalk verzichten, um das Eisen aus dem Stein zu lösen.“ Wenn das erzhaltige Gestein die Grube dank des etwa 40 Meter über dem Grubeneingang am Hang stehenden Förderturms verließ, zogen Pferde die Loren über ein Gleis bis zur Verladestation im heutigen Strandbadweg. Damals existierte eine Holzbrücke samt Gleisen über die Wied. Der Mühlengraben musste ebenfalls überquert werden. „Ein großer Teil des Waldbreitbacher Schürfguts kam dann zur Weiterverarbeitung in die Klemenshütte bei Niederbreitbach“, berichtet Dietz, was die Chroniken hergeben. Und noch eines ist dort festgehalten: „Bevor die Grube Anxbach in Sachen Förderleistung auf Hochtouren kam, war die Grube Katzenschleife die ertragreichste im Bergrevier Wied.“
Über die Länge des Wiedbachstollens der Katzenschleife existieren verschiedene Angaben: Sie reichen von 1000 bis 1200 Meter. „Heute lässt sich das nicht mehr genau feststellen“, weiß Dietz. Nachweislich befand sich jedoch nach etwa 400 Metern ein senkrechter Ent- und Belüftungsschacht von rund 180 Metern Länge. Dietz: „Der kam oben auf dem Hang neben Over (,Höchstel“) heraus, nahe am damals noch stehenden Aussichtsturm. Ein Arzt hatte nach dem Krieg das Grundstück für gewisse Zeit gepachtet oder gekauft. Als er da oben logierte, nutzte er den Schacht als Toilette. Inzwischen ist der Schacht verschüttet.“
Anfang der 20er-Jahre des vorigen Jahrhunderts machten die Waldbreitbacher Gruben zu. Unrentabel, lautete die Einschätzung der Betreiber. Jahre später spielten sie allerdings noch einmal eine wichtige Rolle: „In den Kriegswirren versteckte sich die Bevölkerung vor den Bomben in den Stollen“, sagt Dietz, der selber dort Schutz suchte.
Der Abbau des Förderturms 1951 durch die ehemaligen Bergleute Hermann Dietz, Matthias Schneider, Schlossermeister Peter Kröll, Schmiedemeister Ludwig Schützeichel und Steiger Zech aus Willroth läutete das letzte Kapitel der Bergbau-Geschichte an der Katzenschleife ein. Der Turm wuchs bei der Grube Georg erneut in die Höhe. Unter ihm entstand noch einmal einen 400 Meter tiefer Schacht, aus dem jedoch nicht mehr gefördert werden sollte.
(Quelle: Rhein-Zeitung vom 25.04.2006 – Redakteur Ralf Grün)
„Es entstand, rechtsseits der heutigen Kreisstraße nach Gasbitze das Verwaltungsgebäude, ein Fachwerkhaus, in dem das Büro des Betriebsleiters und der Steiger, ein Umkleideraum für die Bergleute und die Menage – die sogenannte ‚Kaffebud‘ – untergebracht waren. Unmittelbar daneben war die Zimmerei, in der Grubenholz, Bohlen und Bretter gefertigt wurden. Linksseitig der Straße stand vor dem Stollenmund das bereits bezeichnete Kesselhaus, daneben der Pferdestall und das sogenannte ‚Pulverhöttche‘, der Bunker, in dem das Schwarzpulver, später Dynamit, verwahrt wurde.“
(Quelle: Vom Malbergskopf zum Rossbacher Häubchen – Karl Hofmann 1992)